Innovatives Stadtmarketing: Farbig leuchtende Schubkarren in dunklen Coronazeiten

Sibylle Meier ist stolz auf ihr gelungenes Projekt.


Vor einem Jahr, als uns die Coronapandemie bereits fest im Griff hatte und wir uns gerade im erneuten Lockdown befanden, kam der selbständigen Polydesignerin3D Sibylle Meier, die bereits seit 2006 mit ihrem Atelier «Showyou» verschiedenste Kundenwünsche erfüllt, eine zündende Idee: Die Oberwalliserin wollte in dieser verrückten Zeit, der sich ausbreitenden Depression entgegenhalten und so kreierte sie ein Konzept für farbige Schubkarren, welche den Stadtkern von Brig-Glis erheitern. Ziel war es, einen Alltagsgegenstand zu finden, den jeder kennt und der sich in seiner Bedeutung komplett umkehren lässt, um aus Corona etwas Positives zu schaffen. Die Idee kam bei der Gemeinde Brig-Glis gut an und so war der erste Meilenstein für ein tragfähiges sowie nachhaltiges und vielseitig erweiterbares Stadtmarketingkonzept gelegt.

 

Die farbigen Gestänge der Schubkarren wurden zum Trocknen der Farbe aufgehängt.

Die 38-jährige Sibylle Meier ist eine Oberwalliserin durch und durch. Sie lebt hier mit ihrer vierköpfigen Familie und möchte ihre Heimat um keinen Preis verlassen. Zwar arbeitete sie viele Jahre in der «Üsserschwiiz», aber ihrem Zuhause den Rücken zuzukehren käme für sie nicht in Frage. Schon als kleines Mädchen faszinierten sie die Warenauslagen in den Schaufenstern, sodass sie vor lauter Bewunderung während den Familienferien in Italien ihre Eltern aus den Augen verlor. Die kreative Ader wurde ihr bereits in die Wiege gelegt: «Ohne zu wissen, dass bereits mein Grossvater diesen Beruf erlernt hat und mit seinem Fahrrad inklusive Anhänger die Geschäfte in Neuchâtel dekoriert hat, war ich von dieser Profession hell begeistert. Und so ist es auch eine logische Schlussfolgerung, dass ihr unlängst mit ihrem innovativen «Schubkarren-Projekt» den Sprung von der Polydesignerin3D zur Stadtmarketing-Expertin gelungen ist, wie die Kreative selber erklärt: «In der Regel gestalten wir Schaufenster und Innenräume von KMUs! Jetzt wissen wir: die ganze Welt ist ein Schaufenster! Das Wallis ist und bleibt das Schönste!»

 

Die Schubkarren bekommen den letzten Schliff – mit den Klebefolien der Stadtgemeinde Brig-Glis.


Sibylle Meier gehörte zu den jüngsten, selbstständigen Unternehmerinnen

Nun aber von vorne. Sibylle Meier schreibt schon früh Erfolgsgeschichte – genau genommen im Jahr 2006, als sie als eine der jüngsten Unternehmerinnen im Wallis mit gerade einmal 23 Jahren ihr eigene Firma «Showyou Decovision» gründete. Zu ihren Disziplinen gehört die Gestaltung von Schaufenstern, Shopdesign, Grafikdesign – in Zusammenarbeit mit HODesign in Berlin – sowie Dekoration/Produktpräsentation. Die Oberwalliserin ist stolz, dass sie einige Unternehmen seit ihren ersten Jahren zu den treusten Kundinnen und Kunden zählen darf. Sibylle Meier ist zwar total vielseitig unterwegs, aber die meisten Arbeiten führt sie zusammen mit ihrer Mitarbeiterin selber aus. Sie hat sich bewusst gegen eine Firma mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entschieden. Lieber nimmt sie den Werkzeugkoffer auch gerne mal selbst in die Hand. «Eine Gestaltung von der Idee, der Strategie, der Entwicklung bis hin zur Visualisierung ganzheitlich zu begleiten, ist bei grossen Unternehmen nicht immer möglich. Diese Entwicklung mitzuerleben ist einfach nur grossartig und erfüllt mich total», erklärt die junge Mutter. Falls sie für ihre Projekte auf Fachleute aus anderen Bereichen angewiesen ist, kann sie mittlerweile auf ein recht grosses Freelancer- und Partner-Netzwerk zurückgreifen.



Die fertigen Schubkarren werden mit farbigen Frühlingsblumen bepflanzt.


Schubkarren: Ein Alltagsgegenstand, der sich in seiner Bedeutung umkehren lässt

So auch bei ihrem einzigarten Projekt #FrühlingBrigGlis, mit dem sie aus eigener Motivation heraus proaktiv bei der Gemeinde Brig-Glis vorstellig wurde. Die Idee für die farbigen Schubkarren, welche mit fröhlichen Frühlingsblumen bepflanzt wurden, kam ihr im Austausch mit ihrem Künstler-Götti, mit dem sich die Kreative über die schwermütige, sich ausbreitende Corona-Depression austauschte, wie sie erzählt: «Wir haben zusammen nach Konzepten gesucht und uns die Stadt als Projektionsfläche ausgesucht. Die bunten Schubkarren waren schnell gefunden und blieben von allen Ideen die leuchtendsten Sterne am Himmel. Wir spürten intuitiv: darin steckt viel Potential!» Doch was hat es mit den Schubkarren überhaupt auf sich? Sibylle Meier wollte einen Alltagsgegenstand finden, den jeder kennt und der sich in seiner Bedeutung komplett umkehren lässt. Ziel war es, aus Corona etwas Positives zu gewinnen, dabei ging es um die Transformation von festgesetzten Bedeutungen: «Corona ist böse, Schubkarre ist Bauarbeit». Die «Stossbärre», wie sie die Oberwalliserin nennt, wurde zu einem Füllhorn voller Poesie und Schönheit gemacht und Corona zu einem Gedankenmodell, das unsere Gesellschaft positiver stimmt als vor der Pandemie. «Corona hat uns vieles gezeigt was wir verloren hatten, was wirklich wichtig ist im Leben und was wir jetzt so sehr vermissen: Nähe, Freundschaft, Gemeinschaft, Liebe.» Die verschiedenen Schubkarren sollen uns Menschen repräsentieren: Einzeln sind wir Grün oder Blau, Mann oder Frau und zusammen sind wir eine bunte Mischung, eine vielfältige Gesellschaft.

 

Digitales und Analoges spielerisch miteinander verknüpfen

In den Blumen, die sich in den Schubkarren befinden, sind zudem QR-Codes geflaggt. Spätestens seit dem Covid-Zertifikat ist der QR-Code Gross und Klein ein Begriff – doch was hat es mit den QR-Codes in den Schubkarren auf sich? Wer die QR-Codes mit seinem Handy scannt, kommt auf eine Website mit der Aufforderung Selfies, Fotos und Filmchen von sich und den Schubkarren zu machen. Man wird weiter angehalten diese in den sozialen Medien unter dem Hashtag #FrühlingBrigGlis zu veröffentlichen und weltweit zu streuen. Die Polydesignerin3D erklärt: «Mit unserer Aktion versuchen wir Digitales und Analoges spielerisch miteinander zu verknüpfen. Die Annäherung und der Austausch unter Menschen sind uns dabei aber wichtiger als die Technik in den Vordergrund zu stellen.» Und zu guter Letzt ist das Stadtmarketingkonzept vielseitig erweiterbar und nachhaltig: Die Schubkarren sind qualitativ hochstehend, beinhalten fast kein Plastik und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Es kann zu jedem Thema eine neue Schubkarren-Idee entwickelt werden. Ziel ist es, dass bald jede künstlerisch umgestaltete Schubkarre sofort erkannt und mit der Gemeinde Brig-Glis am Fusse des Simplons in Verbindung gebracht wird.

Das Resultat kann sich sehen lassen: Die farbigen Schubkarren sind ein Hingucker.

Die Kreative strahlt: «Alle wollen die ‘Stossbärre’ wiederhaben: Die Stadt und der Gewerbeverein haben grünes Licht gegeben, die Aktion zu wiederholen und sie zeigen sogar Interesse für eine Ausweitung auf das ganze Jahr!» Die farbigen Schubkarren werden also pünktlich zum Frühlingsanfang am 20. März wieder auf dem Dorfplatz anzutreffen sein.

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