Wie man ein dreirädriges Piaggo Ape-Gefährt in eine stylische Bar verzaubert?

Cédric Facchin und Maja Langer der Thing Design GmbH haben sich diesem Experiment angenommen und dabei einige Nerven gebraucht und Schweissperlen vergossen. Vom kreativen Konzept, über die Kalkulation des Budgets, die Planung des Ausbaus bis hin zu den ganzen Formalitäten und Vorgaben seitens der Behörden – die beiden haben alles zu zweit gestemmt. Dabei durften sie aber glücklicherweise auf ein paar helfende Hände zählen. Dieses Herzensprojekt führte zu neuen Geschäftsbeziehungen, die sie bis heute pflegen.

Es war eine klassische «Bier-» bzw. «Prosecco-Idee»: Seit Längerem schon hatten Cédric Facchin und Maja Langer zu diesem Thema recherchiert und sich auf ihren Inspirationsreisen nach Milano und London zum Thema Pop Up-Bars inspirieren lassen. Diese Ideen teilten sie natürlich auch im Freundeskreis. Eine Freundin meinte darauf: «Dä Cédi baut de Maja sicher mal ä sones ‘Prosecco-Wägeli’». Dieser Satz ging Cédric und Maja nicht mehr aus dem Kopf und der Reiz dieser Idee liess sie nicht mehr los. Das war der Anfang von my-ape.ch – der Plattform, auf der die beiden Kreativen ihre mobile Piaggo Ape-Bar für Hochzeiten, Firmenanlässe, Geburtstage, Messen und vieles mehr anbieten.

Wie aus Cédric und Maja die Thing Design GmbH wurde
Nachdem Cédric Facchin zusammen mit zwei Kollegen während über zehn Jahre eine klassische Design-Agentur führte, in der sie Designs für Antonio Lupi, Eternit, Piega, Electrolux und Glas Trösch entwickelten, trennte sich das Trio 2019 im Guten, da alle ihrer eigenen Selbständigkeit nachgehen wollten. Cédric blieb in der Firma und Ende 2019 trat Maja als Teilhaberin in die GmbH «Thing Design» mit ein. Seit der Neuausrichtung ist Cédric weiter als Produktdesigner und Grafiker tätig, während Maja als Polydesignerin3D den neuen Bereich «Retail Design, Beschriftung und Styling» übernahm. «Wir arbeiten derzeit viel im Bereich Branding, Beschriftungen und Signaletik. Jüngst realisierten wir Illustrationen sowie das Konzept und die Umsetzung der neuen Signaletik für die Behindertenwerkstatt zuwebe (zuwebe.ch rüstet auch unsere P3D-Books aus) und arbeiteten an einem neuen Gastrokonzept für Brister (brister.ch), wo wir uns für das Branding, Packaging Design, Design Consulting und in Teilbereichen für die Erscheinung des Kulturcafés verantwortlich zeichneten», erzählt der Diplomierte Designer FH. Ausserdem konnten sie nebst dem Branding und Packaging für den neuen eSport-Brand Caturix auch deren Showroom gestalten.

Ein täglicher gemeinsamer Austausch gehört dazu
Cédric und Maja ergänzen sich bestens: Während Cédric Vollzeit im eigenen Büro - in einem ehemaligen Blumenladen - als Designer und Grafiker vorwiegend die Konzepte und die Planung der aktuellen Projekte entwickelt, arbeitet Maja zu einem 40 Prozent-Pensum im gemeinsamen Atelier, wo sie die Produktion koordiniert und sich für die Projektumsetzung verantwortlich zeichnet. Zudem ist sie zu 50 Prozent bei der Aroma Productions AG und zu 10 Prozent als Prüfungsexpertin der Polydesigner3D tätig. Um immer auf dem gleichen Projektstand zu sein, machen die beiden täglich ein gemeinsames Update. So gewährleisten sie den Informationsfluss und eine einwandfreie Vorgehensplanung.

 

Schweizer Händler hatten Vorrang
Die Idee für die mobile Piaggo Ape-Bar hatte das Duo nun also geboren. Aber bis das Gefährt seine Runden drehen konnte, brauchte es noch viel Hirnschmalz, körperliche und kreative Power sowie Überzeugungsarbeit. Cédric und Maja schrieben ein Konzept und vertieften sich in die Thematik. Bei der Recherche fanden sie heraus, dass in der Eventbranche grosser Bedarf besteht, den Festlichkeiten eine sympathische, dekorative Ästhetik zu verleihen und eine einfach handhabbare Infrastruktur zu bieten. Also machten sich die beiden auf die Suche nach einem Piaggo Ape-Händler in der Region und wurden bald fündig, wie der Designer Cédric verrät: «Uns war es wichtig, dass wir Schweizer Firmen berücksichtigten. Wir kauften unsere Piaggio Ape Classic zwei Ortschaften von uns entfernt.» Anschliessend verliehen sie dem kleinen italienischen Dreirad - ebenfalls eine Ortschaft weiter bei einem Autospritzwerk - einen neue hellblaue Lackierung im Stil der italienischen Fahrzeuge der Fünfzigerjahre. Soweit hatten sie das Gefährt nun bereit. Was noch fehlte, war der Aufbau, um dereinst frisch gezapftes Bier und leckere Drinks servieren zu können.

Ein massgefertigter Aufbau bedingt viele Abklärungen
Bis dato war das Dreirad ein Pick-Up mit Ladefläche. Cédric und Maja planten also einen Aufbau und kontaktierten als Erstes die Behörden, um die Rahmenbedingungen aus rechtlicher Sicht abzuklären. «Das Verkehrsamt war sehr hilfsbereit und wir hatten alle nötigen Angaben schnell beisammen. Nach der groben Planung mittels Skizzen und einer Geräteliste gingen wir zu unserem Metallbauer des Vertrauens, um mit ihm das Projekt zu besprechen», erläutert der Zürcher. Schnell wurde den beiden klar, dass ein massgefertigter Aufbau in der Schweiz noch teurer kommt als das neu erworbene Fahrzeug. Ihr bekannter Metallbauer riet ihnen deshalb, im Ausland einen Produzenten zu suchen.

Unterstützung eines Gastrobauten-Spezialisten
Nach erneuter Recherche stiessen Cédric und Maja auf einen Deutschen Produzenten, der auf Gastroausbauten auf Piaggio Ape-Dreirädern spezialisiert ist. Gemeinsam mit ihm nahmen sie sich der Detailplanung an. Sie erstellten massgenaue Grundrisse, planten die nötigen Kubaturen ein und entwickelten gemeinsam CAD-Pläne, die sie ihrem Bedarf entsprechend anpassten. Nicht fehlen durfte natürlich eine Bierzapfanlage mit zwei Zapfhähnen sowie einem Weinkühler. Nach einer Korrekturrunde wurde der Aufbau realisiert.
«Das Gewicht und die Aussenmasse spielen eine grosse Rolle - hier sind daher Spezialisten gefragt. Nicht alles wurde uns abgenommen und wir mussten uns beispielsweise selbst um die Zollformalitäten kümmern, da wir nur den Aufbau anfertigen liessen und kein ganzes Fahrzeug importierten», berichtet Cédric. Diese Aufgabe waren zwar etwas anstrengend, aber schlussendlich klappte alles und der Aufbau wurde in die Schweiz geliefert.

Abnahme beim Verkehrsamt war Pflicht
Sie liessen sich den Aufbau anschliessend von ihrem Metallbauer auf die Carrosserie montieren und mussten daraufhin das Fahrzeug beim Verkehrsamt abnehmen lassen. Nach längerer Inspektion erhielten Cédric und Maja die Zulassung und konnten das Fahrzeug ordnungsgemäss einlösen. Besonders schön ist die bis heute andauernde, gute Beziehung mit dem Deutschen Produzenten: «Wir blieben mit ihm in engem Kontakt. Die Zusammenarbeit verlief derart gut, dass er uns anbot, den Schweizer Vertrieb für seine Gastroausbauten zu übernehmen.» Bisher stand ihm das Schweizer Duo bei drei Projekten als Schweizer Vertreter zur Seite und konnten so die Umsetzung für diese Projekte optimal begleiten.
Die Installation des Aufbaus verlief ziemlich problemlos, jedoch war er nun noch roh. Cédric und Maja planten nach vollendeter Montage und Abnahme den ganzen Innenausbau selber. Zuerst organisierten sie eine professionelle Bierzapfanlage sowie ein Kühlgerät für Wein und Prosecco. Danach erstellten die beiden zusammen mit Cédrics Schwager eine spezielle Rückwand im Stil von englischen Bars. Mit weissen, abgefasten Fliesen verliehen sie so ihrem Vorhaben das gewisse Etwas. Zu guter Letzt beschrifteten sie das Fahrzeug mit ihrem Branding und erstellten schlussendlich die Website mit Information zum Konzept und der Preisgestaltung. Wie kam das Duo eigentlich auf das Label «My Ape»? [mi ape] oder [mei eipe] ist ein Wortspiel: Das Fahrzeug heisst auf Italienisch «Ape», was übersetzt Biene heisst. Im Englischen heisst Ape ja aber Affe., was einem lustigen Synonym für die Form des kleinen Dreirads entspricht, wie Cédric und Maja fanden: «Einerseits sieht es etwas aus wie eine Biene, andererseits wie ein Affe. Daher übernahmen wir diese Assoziation und gaben unserem Projekt den Namen My Ape».

Ein Eye Cather, der den Leuten ein Lächeln aufs Gesicht zaubert
Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen und so erstaunt es auch nicht, dass das Feedback bisher durchwegs positiv war, was nebst dem Fahrzeug auch dem Ausbau und der jeweiligen Dekoration zuzuschreiben ist. Das schmucke Dreirad ist ein Eye-Catcher und zaubert den Leuten und besonders den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht. Cédric und Maja waren mit ihrem «My Ape» bereits an vielen Anlässen und vermieteten das Fahrzeug auch an Privatpersonen oder Event-Firmen weiter. Und wo sehen sie die grösste Herausforderung? «In der Vermarktung, denn wir arbeiten immer noch daran, dass unser Konzept wahrgenommen und einer breiteren Gruppe zugänglich gemacht wird», verrät Cédric. Der zweite Punkt betrifft die Logistik: Da das Fahrzeug nur 45 Kilometer pro Stunde fährt, mussten sie das Dreirad oft verladen. Zwischenzeitlich haben sie dazu jedoch einen zuverlässigen Partner, der diese Fahrten ausführt.

Ein Projekt mit enorm grossem Lerneffekt
Cédric und Maja blicken mit Stolz auf ihre mobile Piaggo Ape-Bar. Es war ein spezielles Projekt, weil sie vom Konzept, über die Kalkulation des Budgets, die Planung des Ausbaus bis hin zu den ganzen Formalitäten und Vorgaben seitens der Behörden alles selbst abgewickelt haben. Der Innenausbau bildete dann quasi das Sahnehäubchen. In Zukunft möchten die beiden Kreativen noch enger mit Catering- sowie Eventfirmen, Eventplanern und geschultem Personal zusammenarbeiten. Ihr Ziel ist es, auch grössere Veranstaltungen zu bewältigen und das Fahrzeug noch häufiger vermieten zu können, um so ein grösseres Publikum zu erreichen.
Auch wenn es ein sehr umfassendes Projekt war und all die Abklärungen sowie die damit verbundenen Formalitäten enorm viel Zeit beanspruchten und den Zeitplan etwas verzögerten, überwiegen die positiven Aspekte bei weitem, wie Cédric erzählt: «Wir haben bei diesem Projekt unglaublich viel gelernt und tun es auch heute noch, wenn wir selbst Events veranstalten und an Events teilnehmen. Man lernt nie aus und es gibt immer noch etwas zu optimieren.»

www.my-ape.ch
www.thing-design.com



Weitere Projekte von Cédric und Maja (Thing Design GmbH):

wild-bowls.ch (2018)                                  
Das Start-Up rund um die beliebten Açaí-Beeren kontaktierten Cédric und Maja, um einen neuen Brand aufzubauen. Dabei ging es um das Branding der Marke, die Gestaltung des Food Trailers, die Entwicklung der Konzepte, die Umsetzung der Website und des integrierten Online Shops. Gemeinsam mit dem Inhaber und Initianten von Wild Bowls, Dennis Wild, erarbeiteten die beiden Kreativen ein Konzept für den Gesamtauftritt und den Markteintritt. Angefangen mit der Entwicklung des Logos und der Definition von Schrift- und Farbkonzept entstand ein massgeschneidertes Erscheinungsbild, das den neuen Brand optimal repräsentiert.

Für den Ausbau des Containers zeichnete sich eine andere Firma verantwortlich. Cédric und Maja planten und koordinierten jedoch die Beschriftung und die Umsetzung des Aussenbereichs. Hierzu arbeiteten sie viel mit Skizzen und für die Detailplanung erstellten sie einen massgenauen Plan für die Umsetzung. Ausserdem produzierten sie in ihrem Atelier die Arbeitsbekleidung.

Dieses Projekt war für den Designer und die Polydesignerin3D sehr spannend, da sie die Marke von A bis Z gestalten und begleiten konnten. Sie haben Wild Bowls ein Gesicht verleihen und sind deshalb besonders stolz auf dieses Projekt - nicht zuletzt wegen der sehr aufwändig programmierten Website. Aber auch, weil die coolen Jungs und Mädels von Wild Bowls das Label durch ihren grossartigen Job in Zürich und Luzern ziemlich bekannt machten.

www.wild-bowls.com

soulfoodtrailer.ch (2018)                              
Der Marketingchef von Cevastore GmbH wurde auf Cédric und Maja aufmerksam, nachdem er die gelungene Umsetzung von Wild Bowls gesehen hatte. Er plante ein ähnliches mobiles Projekt - quasi eine professionelle Gastroküche auf Rädern, jedoch mit ganz anderem Fokus - und das Ganze in einem umgebauten amerikanischen Airstream-Wohnwagen. Bei diesem Projekt waren die zwei natürlich schon von Beginn an erneut Feuer und Flamme. Wie bei den Wild Bowls waren sie für das Branding, für die Fahrzeugbeschriftung wie auch für die Website verantwortlich. Das Konzept war einerseits auf professionelle Foodentwicklung an verschiedensten Standorten wie auch auf klassischen Streetfood ausgerichtet - ein interessantes Spannungsfeld. Cédric und Maja versuchten die Gestaltung der Erscheinung an einen amerikanischen Stil zu knüpfen. Sie konnten zudem kleinere Packagings mit dem Soulfoodtrailer-Label ergänzen, da Produkte aus der Soulfoodtrailer-Küche den Weg ins Sortiment eines grossen Detailhändlers fanden. Das macht sie schon mächtig stolz.

www.soulfoodtrailer.ch

Eine professionelle Gastroküche auf Rädern – in einem umgebauten amerikanischen Airstream-Wohnwagen: das war das Soulfoodtrailer-Projekt von Cédric und Maja.

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